Ein Schauspiel ganz besonderer Art konnten sehr zahlreiche Interessierte in den ersten Oktobertagen in Salzgitter-Lichtenberg erleben: wie es im Mittelalter üblich war, wurde eine Glocke vor Ort gegossen. Vor Ort hieß in diesem Fall: auf dem Kirchhof St. Petrus für die Friedhofskapelle in Lichtenberg.
Der Guss wurde von der Glockengießerei Schmitt aus der Eifel ausgeführt. Hierfür wurde auf dem Kirchengrundstück eine Grube ausgehoben und die Glockenform darin eingegraben. So konnte die Form dem Druck des flüssigen, ca. 1150 Grad heißen Metalls standhalten. Darüber wurde der Gussofen aufgemauert, in dem die Glockenbronze nach mittelalterlichem Vorbild zu flüssigem Metall werden konnte. Befeuert wurde der Gussofen mit regionalem Koks. Die Glocke erhielt bei 120 Kilo Gewicht den Schlagton fis2.
Der Glockensachverständige Sebastian Wamsiedler, der der Gemeinde den Glockenguss vorgeschlagen hatte, erläutert: "Dass heute Glocken gegossen werden, kommt ja ohnehin schon relativ selten vor. In der Regel werden Glocken heute tatsächlich nur noch in Glockengießereien gegossen und die Gemeinden müssen dann den Weg auf sich nehmen, in die Glockengießerei zu fahren, wenn sie bei dem Guss dabei sein wollen..."
Pfarrer Hagen Rautmann ließ die neue Glocke als erster erklingen und zeigte sich sehr beglückt darüber, dass der Guss gelungen ist, was nicht unbedingt immer der Fall sei.