Gemeinde wählen
Suche

Nachricht

09.02.2021 Kategorie: Gemeinden, Jugend, Propstei, Propsteiverband

Nachgefragt

Corona - Gemeindearbeit in dieser Zeit - Marion Warnecke erzählt

Nachgefragt – wir interviewen für Sie Mitarbeiter und Ehrenamtliche der Propstei zu ihren Erfahrungen und Eindrücken in der Coronazeit und beginnen mit Marion Warnecke, Diakonin - Arbeitsbereich Pfarrverband Salzgitters Norden.

Nachgefragt: Was machen Sie, um den Kontakt zu den älteren Gemeindegliedern nicht zu verlieren?

Warnecke: Ich habe den Senior/innen über die ganze Coronazeit Briefe geschrieben. Im ersten Lockdown wöchentlich. Jetzt alle zwei bis drei Wochen. Es ist gemischt, was ich schreibe. Mal ertappe ich mich, dass es Predigten werden. Mal schicke ich ein Rätsel mit oder kleine Arbeitsaufträge. Mal erzähle ich auch was von mir, also berichte ein wenig aus meinem Alltag. In Zusammenarbeit mit der Kindertagesstätte haben wir ein paar Aktionen gehabt. Beispielsweise gab es zu St. Martin eine Geschichte von mir und die Kinder haben dazu Laternen gebastelt. Die habe ich den Senioren dann vor die Tür gestellt. Aus diesen Aktionen ergeben sich dann auch schöne Telefongespräche. Die Senioren rufen bei mir an oder ich fordere sie auf, bei anderen anzurufen. Manchmal bekomme ich dann auch kleine Sachen geschickt, wie zum Beispiel ein Rätsel.

Ostern und Weihnachten habe ich die vom Theologischen Zentrum in Braunschweig entworfenen Andachten für zuhause weiterverbreitet. Ein altes Ehepaar hat auch Whatsapp – da schicke ich dann Links zu Andachten weiter. Doch diesen digitalen Zugang haben die anderen Senioren eben nicht. Da geht’s halt über die Briefe.

Nachgefragt: Findet Konfirmandenunterricht statt, und wenn, wie?

Warnecke: Im Moment findet gar nichts statt. Es ist schwierig von den Präsenzveranstaltungen auf digitalen Unterricht auszuweichen. Es fängt damit an, dass nicht alle Konfirmand/inn/en die gleichen digitalen Möglichkeiten haben, bzw. sie sind durch das ganze Homeschooling sowieso schon dermaßen ausgebucht mit Online-Unterricht. Ich merke zunehmend, dass es mich frustriert, dass ich mich nicht mit dem derzeitigen Jahrgang treffen kann. Der Versuch, den Kontakt zu halten, läuft über Briefe und E-Mail. Die Konfirmanden kommen in die Gottesdienste und lesen dort auch, wie es in den Dörfern üblich ist, die Psalmen. Die Konfirmation ist jetzt erstmal auf den Herbst verschoben und wir haben die Hoffnung, sobald es Lockerungen im Lockdown gibt und es auch in den Schulen weitergeht, uns in dann möglichen Formen mit den Konfirmanden zu treffen, also z.B. in Kleingruppen mit Maske und versuchen in Gemeinschaft mit ihnen zu arbeiten. Die Highlights aber, die bei uns die Konfirmandenzeit ausmachten, wie die gemeinsame Konfirmandenfahrt, das Krippenspiel und die Gemeindepraktika sind einfach nicht aufzuholen. Das schmerzt mich schon sehr.

Nachgefragt: Haben Sie die digitalen Medien für sich neu oder anders entdeckt?

Warnecke: (lacht) Natürlich kenne ich jetzt zoom-Konferenzen und mache sie mit. Aber es ist nicht meine Leidenschaft. Das ist eine Form, wie man jetzt überhaupt als Gruppe und in Sitzungen in Kontakt treten kann. Das ist gut. Es ersetzt gefühlsmäßig natürlich überhaupt nicht eine Dienstbesprechung, wo ich sehe, wie es den Leuten geht und wie die Befindlichkeit ist. Um die Brücke noch einmal zu den Senioren zu schlagen: Hier würde man Menschen ausschließen, ginge man nur auf digitale Medien. Hier funktionieren Briefe und Telefongespräche.

Nachgefragt: Haben Sie das Gefühl, dass Corona die Menschen noch mehr von der Kirche entfernen wird, weil nicht so viel stattfinden kann?

Warnecke: Ich glaube, nicht, dass das so ist. Wenn man sich jetzt im Internet umguckt, was es für viele Gottesdienste und andere Angebote von Seiten der Kirche gibt oder wenn man bei den sozialen Medien schaut, bei Facebook oder Instagram, was da von Seiten der Kirche so begonnen wurde, werden jetzt sehr viel mehr Menschen erreicht, als vorher. Die alten Menschen schauen gerne Fernsehgottesdienste, wo es jetzt auch ein noch breiteres Angebot gibt. Auf wiederkehrende Abendandachten, die sich fest etabliert haben, warten viele Menschen regelrecht. Die Gottesdienste, in denen man auch die etwas kirchenferneren Menschen erreicht, Weihnachtsgottesdienste, Einschulungsgottesdienste, Trauungen etc., sind nur ausgesetzt oder verschoben und werden dann wieder stattfinden und nachgefragt werden. Also sind insgesamt neue Sachen dazu gekommen und die anderen Dinge werden wieder weitergehen. Natürlich ist es schade, dass vieles im Moment nicht stattfindet, aber 100 Jahre nach der Spanischen Grippe ist das jetzt eben eine absolute Ausnahmesituation, der jetzt Rechnung getragen werden muss. Am Ende bekommt man keine Medaille dafür, wenn man sich der Verantwortung durch leichtsinnige Präsenzaktionen entzieht. Im Glauben sind wir ja alle miteinander verbunden, und ich denke, dass das über diese Zeit trägt und dass dieses Band auch nicht abreißt.

Diakonin Marion Warnecke

Beitrag von Susanne Diestelmann