Susanne Tönnies ist vier Tage der Woche als Pfarramtssekretärin in den Kirchengemeinden Steterburg, Pfarrverband Westerlinde und Baddeckenstedt (Propstei Goslar) tätig.
Nachgefragt: Wie hat sich die Pandemie auf den Publikumsverkehr in den Gemeindebüros ausgewirkt?
Tönnies: Das ist sehr unterschiedlich. Ich bin ja in drei Gemeindebüros tätig. Hier in Steterburg bin ich ja auch nachmittags und da kamen immer viele Senioren, die z. B. für einfach mal ein kleines freiwilliges Kirchgeld bezahlten und sich dann auch mal austauschen wollten. Ein bisschen „Kummerkasten“ ist in einem Pfarrbüro ja immer mit dabei. So etwas fällt jetzt pandemiebedingt ganz flach. Andere Besucher, z.B. Angehörige des Kirchenvorstandes, fühlen sich oft sehr unsicher. „Soll ich Maske auflassen, soll ich nicht…?“ Und es ist dadurch natürlich im Allgemeinen sehr reduziert und still. Immerhin begegnet man wenigstens noch den anderen hauptamtlichen Mitarbeitern mit der gebotenen Vorsicht – sonst wäre gar keine Abwechslung von den normalen Büroaufgaben mehr da.
Nachgefragt: Wie empfinden Sie den Kontakt unter den Mitarbeitern in der Gemeinde? (Weniger Präsenz, mehr Abstand?)
Tönnies: Das ist auch sehr unterschiedlich. Man musste sich da auch erst einmal durchfinden. In Westerlinde benutzen Sekretärin und Pfarrer das gleiche Büro. Da stand während meiner Anwesenheit der Pfarrer nur mal in der Tür, danach musste im Prinzip durchdesinfiziert werden, ehe der Pfarrer das Büro wieder benutzen konnte. Heute ist man schon ein wenig lockerer – man weiß, dass die Hauptgefahr in den Aerosolen liegt. Hier in Steterburg sitze ich in meinem Büro allein. Wenn wir zu mehreren sind, haben wir Ausweichmöglichkeiten in größere Räume und können gut durchlüften. Alle sind so vernünftig, dass sie mit irgendwelchen Symptomen nicht hierherkommen würden und bei allen Mitarbeitern weiß man auch, dass sie in ihrem Umgang selber schon nicht riskieren würden, sich anzustecken. Im direkten Gegenüber hier im Büro setzen wir die Maske auf.
Nachgefragt: Helfen Ihnen bei Ihrer Arbeit vermehrt die digitalen Medien?
Tönnies: Eher nicht. E-Mail-Verkehr gab es ja vorher schon viel – das ist jetzt vielleicht ein bisschen mehr geworden. Videokonferenzen hatten wir bisher nicht, da haben wir heute die erste, in der es um unseren digitalen Auftritt (Website der Kirchengemeinde) geht. In der ersten Welle war ich mehr zuhause, doch ist es für mich praktischer, hier im Büro zu arbeiten, da zuhause eigentlich nur die Einträge in die Kirchenbücher gut liefen. Und ich sitze hier ja allein. Insgesamt sind die digitalen Medien nicht wirklich wichtiger für meine Arbeit geworden.
Nachgefragt: Was wünschen Sie sich als erstes, wenn alles wieder normal laufen kann? Und welche positiven Veränderungen nehmen sie aus der Pandemiezeit mit?
Tönnies: Ganz viel unkompliziertere Begegnung mit der Familie. Wir wollen gerne nach Stuttgart fahren, um auch mal wieder den Enkelsohn zu sehen, aber da weiß man auch nicht, wie das mit dem Übernachten geht. Einfach die Familie wieder umarmen können. Sich in den Biergarten setzen können mit Freunden. Die Dienstbesprechungen in den Gemeinden wieder persönlicher und gemütlicher gestalten können.
Positiv nehme ich aus der Pandemie die Erfahrung mit, dass mal das Tempos aus allem herausgenommen wurde und zwangsläufig sehr viel herunterfahren musste. Man kann sich darauf besinnen kann, was man wirklich alles machen will und muss.